Dienstag, 10. März 2009

Tokios Benimm-Poster


Wenn ich schon mit 30 Millionen Menschen in einen Ballungsraum gequetscht werde, dann bitte mit 30 Millionen Japanern, denn die haben mit der Zeit gelernt, wie man sich auf engstem Raum halbwegs zivilisiert verhält. Zwar geht es in den Bahnen morgens etwas ruppig zu, aber alles in allem ist es - gemessen an den Umständen - erträglich. Dennoch fühlt sich Tokios U-Bahn-Gesellschaft bemüßigt, den Japanern gute Manieren beizubringen. In den Stationen hängt daher so eine Art U-Bahn-Knigge in Posterform. Die Motive der Poster wechseln jeden Monat. In diesem Monat beispielsweise werden wir aufgefordert, unseren Müll nicht in die Bahn zu schmeißen. Gestaltet werden die Poster von Bunpei Yorifuji. Der japanische Grafikdesigner zeichnet auch für das Wochenmagazin Bunshun und hat zudem vor Kurzem eine Benimm-Kampagne für Japan Tobacco entworfen.



Mein Lieblingsposter: Ich habe schon so oft ältere Japaner gesehen, die auf dem Bahnsteig ihren Golfschwung geübt haben. Gestört hat es mich nie. Üben in der Öffentlichkeit ist vermutlich eine typisch japanische Angewohnheit, die den engen Wohnungen geschuldet ist: Jungs schwingen auf der Straßen ihren Baseballschläger. Geschäftsbesitzer feilen an ihrem Golfabschlag, wenn gerade kein Kunde da ist. Musiker proben im Park, direkt neben Tänzern, Cheerleadern und Kendo-Sportlern.



Spring nicht in die Bahn. Spring ins Meer. Sehr gerne!


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