Donnerstag, 27. November 2008

Nordkorea, der Yen und ich - meine Finanzkrise

Ich bin pleite! Jedenfalls vorübergehend. Mein Geld ist in Deutschland. Ich bin in Japan. Zwischen uns steht die japanische Bürokratie, nordkoreanische Staatsterroristen und meine Schusseligkeit. Als der Euro vor ein paar Wochen von 169 Yen auf 140 Yen fiel dachte ich noch: "So toll gehts der japanischen Wirtschaft auch nicht. Niedrige Zinsen, einbrechende Exporte, schwacher Binnenkonsum, Entlassungen von Zeitarbeitern, gigantische Steuerschulden etc. Also überweise ich erstmal kein Geld nach Japan und warte bis der Euro wieder steigt." Leider hatte ich meine Rechnung ohne die Carry Trades gemacht. Die nahmen ab und der Yen stieg weiter. Mitterweile bekommt man für einen Euro nur noch 122 Yen.

Naja, Volkswirte und echtes Geld - das hat schon bei John Law nicht geklappt. Und bei mir auch nicht: Vor einer Woche war mein japanisches Konto dann leer und ich musste trotz des schlechten Kurses Euro überweisen. Bevor sich der Ausländer aber über das eigene Geld freuen darf, muss er sich in Japan einer strengen Prüfung unterziehen: Alle Empfänger von Auslandsüberweisungen erhalten einen Brief, in dem sie aufgefordert werden, eine japanische Behörde anzurufen. Dort muss man glaubhaft versichern, dass die Gelder nicht aus Geschäften mit Nordkorea stammen. Ein einfaches "Nein" reicht vollkommen aus, schon wirft Japans Verwaltungselite jegliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Transfers über Bord und gibt das Geld bereitwillig frei. Nur eine letzte kleine Hürde hat sich die perfide Bürokratie noch ausgedacht: Obwohl mein Name auf der Überweisung steht, wollen die Beamten jedes Mal, dass ich meinen Familiennamen und beide Vornamen buchstabiere. Leider verstehen sie mein Alphabet nicht, so dass ich mittlerweile nur noch mit Länder- und Ortsnamen operiere (C wie China, H wie Hong Kong.....). Lange Rede, kurzer Sinn: Die Telefonate sind ein einziger Schmerz im Steiß. Hinzu kommt, dass ich der japanischen Bank die Adresse meiner Schwiegereltern gegeben habe. Also schickt die Behörde die Benachrichtigung an Sanaes Eltern, die rufen mich an, sagen mir die Transaktionsnummer, die ich für die Freigabe brauche, ich rufe die Behörde an und los gehts: C wie China, H wie ....

Diesmal habe ich die Transaktionsnummer aber auf die Rückseite einer Taschentuchschachtel geschrieben. Als die Schachtel leer, landete sie, wo alle Schachteln landen: im Mülleimer. Jetzt sind Sanaes Eltern im Urlaub, die Transaktionsnummer im Müll und ich bin pleite - jedenfalls vorübergehend.

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