Dienstag, 30. Dezember 2008

Neujahrslotterie

Im Jackpot der japanischen Neujahrslotterie sind insgesamt 370 Millionen Yen. Nach Adam Liese macht das derzeit rund 2,9 Millionen Euro. Verglichen mit der spanischen Weihnachtslotterie ist das zwar ein Taschengeld, aber die Neujahrslotterie ist in Japan trotzdem sehr beliebt. Was den Kauf von Lottoscheinen angeht, sind Japaner offenbar sehr abergläubig, jedenfalls kaufen viele ihre Scheine nur an Ständen, an denen in den vergangenen Jahren bereits Lottogewinner ihre Tickets gekauft haben. In Tokio ist vor allem ein Stand in Ginza berühmt, der wohl schon einige Japaner zu Lottomillionären gemacht hat. Dementsprechend bildet sich seit Wochen Tag für Tag eine lange Schlange vor dem Stand.

Ich habe meine Lottoscheine am Bahnhof von Kyoto gekauft und bin guter Dinge, dass ein paar Millionen Yen bald auf meinem Konto sein werden, denn nachdem ich die Scheine gekauft hatte, stellte sich heraus, dass der Neujahrslotto-Gewinner 2008 sein Ticket auch genau an diesem Stand gekauft hatte. Seltsam war allerdings, dass vor der Lottoannahmestelle niemand Schlange stand. Vielleicht sind die Bewohner von Kyoto nicht so abergläubig wie die Tokioter.

Für baldigen Lottoreichtum spricht auch mein chinesisches Horoskop. Das sagt mir nämlich drei extrem glückliche Jahre voraus. (Wieso es gerade drei Jahre sind, weiß ich nicht.) Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich derzeit vor Gram gebeugt durch Japan schlurfe, aber wenn das Glück fragt, ob es denn auch ein bisschen mehr sein darf, werde ich natürlich nicht ablehnen.

Sonntag, 28. Dezember 2008

Osechi, Zoni und Mochi: Abenteuer an Neujahr

Zoni und Mochi: Das sind nicht die neuen Spitznamen von Merkel und Müntefering. Es handelt sich auch nicht um zwei neue Anime-Helden Japans. Zoni mit Mochi ist vielmehr eine beliebte Neujahrssuppe, die in den nächsten Tagen in den meisten japanischen Familien auf den Tisch kommt und vermutlich wieder dem ein oder anderen das Leben kosten wird. Aber der Reihe nach:

Weihnachten wurde natürlich auch im Land des Shinto und Buddhismus abgefeiert. Anders als in Deutschland ist Weihnachten hier aber kein Familienfest. Junge Paare verziehen sich in schnieke Restaurants oder nach Disneyland. Gesetztere Paare machen sich zuhause einen schönen Abend - mit erstaunlichen Spezialitäten: Japans Männer waren offenbar beauftragt worden, auf dem Heimweg vom Büro eine Erdbeertorte zu kaufen. Jedenfalls hatte sich vor dem extra zu Weihnachten errichteten Erdbeertortenstand am Abend eine lange Schlange völlig übermüdeter Salarymen gebildet. Zur Erdebeertorte wird anscheinend gerne das Hähnchen-Set von Kentucky Fried Chicken gereicht, denn schon um 20 Uhr schrie am Bahnhof eine Frau völlig entgeistert in ihr Handy: "Das Hähnchen-Set von KFC ist ausverkauft."

Nach dem importierten Westfest steuert Japan nun unaufhaltsam auf das wichtigste Familienfest des Jahres zu: Neujahr. Schon am Samstag sind viele Japaner Richtung Eltern und Großeltern aufgebrochen. Auf Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen herrscht daher Ausnahmezustand, der bis Dienstag weiter anschwellen wird. Alle, die Tokio nicht verlassen müssen, haben dagegen Glück: Die Stadt wird langsam etwas leerer und der Alltag ein wenig langsamer.

Wer an Silvester Feuerwerk, wilde Partys und aufregende Abenteuer erwartet, ist in Japan im falschen Land. Das neue Jahr wird ruhig begonnen. Betäubt beschreibt meinen Zustand im vergangenen Jahr wohl besser. Schuld war der traditionelle Musikwettbewerb, der Kouhaku Uta Gassen, den ich mir stundenlang im Fernsehen angesehen hatte. Das machen viele Japaner. Also wollte ich das auch machen. Das Ganze ist so eine Art japanischer Eurovision Song Contest, der sich endlos hinzieht. Es treten Männer gegen Frauen an und damit die Sendung auch wirklich der ganzen Familie hilft, die endlose Zeit bis Mitternacht tot zu schlagen, nehmen alle Altersgruppen der japanischen Musikszene teil - vom steinalten Enka-Barden bis zur blutjungen JPop-Hupfdohle. Nach wenigen Liedern war Sanaes Großmutter eingeschlafen. Kurze Zeit später schlummerte die ganze Familie selig vor sich hin. Nur ich saß da mit Bier und kultureller Neugier, bestaunte hochtupierte Haare sowie flache Synthie-Sounds und beneidete mal wieder Japaner dafür, dass sie praktisch zu jeder Tageszeit und an jedem Ort sofort einschlafen können.

Neben musikalischen Hochgenüssen gibt sich Japan an Silvester den kulinarischen Freuden hin. 76 Prozent der Japaner nehmen über die Neujahrsfeiertage zu. (Mit der Statistik bewirbt Nintendo jedenfalls gerade seine Wii Fit.) Gegessen wird vor allem Osechi, eine Art kalte Platte, die aus vielen einzelnen Gerichten besteht. Osechi wird vor dem Neujahrsfest zubereitet und dann über drei Tage hinweg gegessen. Auf diese Weise muss die Familie nicht kochen, sondern kann sich aufs Essen konzentrieren. Mit anderen Worten: Osechi ist die Bockwurst mit Kartoffelsalat Japans. Die einzelnen Gerichte werden in lackierten Schalen gelagert, die man zwischen den Mahlzeiten übereinander stapelt. Im vergangenen Jahr wurde ich damit beauftragt, den Schalenstapel nach jedem Essen ins Badezimmer zu schleppen, weil es dort am kühlsten war. Da mir im Alter von 10 Jahren auf der wichtigsten Familienfeier meines Lebens die gesamte Kuchenplatte hingefallen ist und der humoristische Aspekt von meiner Familie damals leider verkannt wurde, habe ich mich dieses Mal konzentriert und die Sache ganz gut hinbekommen.

Neben Osechi kommt traditionell die bereits erwähnte Zoni mit Mochi auf den Neujahrstisch. Zoni ist eine Suppe. Im Großraum Tokio basiert sie auf Sojasoße, im Großraum Osaka auf Miso. Was sonst noch in Zoni reinkommt, hängt neben der Region von der Familie ab. Auf jeden Fall schwimmen in der Suppe aber Mochi, also Reiskuchen, die so klebrig sind, dass jedes Jahr einige ältere Japaner daran ersticken. Im vergangenen Jahr waren es zwei, elf weitere mussten im Krankenhaus behandelt werden. In diesem Sinne: Guten Rutsch.

Im Wesentlichen dürfte mein Neujahrsfest in diesem Jahr so ablaufen wie das letzte. Mit einer Änderung: Die 92-jährige Großmutter wurde in dieses Mal von Sanaes Onkel gebucht und wird ihr Nickerchen daher vor einem anderen Fernseher halten. Schade.

Kagenobuyama

Wir sind gestern auf den Kagenobuyama gewandert. Sehr schöner Weg. Die erste Stunde geht es recht knackig bergauf. Oben angekommen kann man Udon mit Waldpilzen essen (so wie wir) oder jede Menge Bier trinken (so wie die Gruppe alter Männer). Anschließend führt der Weg zwei Stunden über einen Bergkamm bevor es durch einen Bambuswald steil bergab ins Tal geht. Ziel der Wanderung ist Sagamiko, ein verschlafenes Kaff am gleichnamigen See. Kurz vor Sagamiko gibt es einen Onsen, aber der hatte gestern geschlossen.

Anfahrt: Mit Chuo- oder Keio-Line nach Takao, Kitaguchi raus, mit Bus 01 bis zur Endhaltestelle, ab dort den Wegweisern folgen. Beschreibung auf Japanisch steht hier.


Blick auf den Großraum Tokio


Entspannen auf dem Gipfel des Kagenobuyama


Erste Anzeichen der Zivilisation am Ende der Wanderung: Die Autobahn nach Tokio

Freitag, 26. Dezember 2008

Tokio von oben

Tokio vom obersten Stockwerk des Rathauses in Shinjuku

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Hunde bellen Jingle Bells - und Gangster suchen eine Bleibe

Als ich gestern aus der Post kam lief auf der Straße über Lautsprecher ein künstlich erzeugtes Hundegebell in der Melodie von Jingle Bells. Das Weihnachtsgejaule klang, als habe ein Bobtail von den vielen Zigaretten Kehlkopfkrebs bekommen und müsse sich nun beim Bellen ein Mikro an den Hals halten. Großartig. Weihnachtsstimmung war garantiert.

Keine Jingle Bells, sondern Alarmglocken schrillen dagegen gerade bei Tokios Polizei: Japans drittgrößtes Verbrechenssyndikat will umziehen. Ihr Vermieter hat ihnen die Büroräume in Roppongi gekündigt, weil er das Gebäude abreißen lassen will. Nun muss sich die ganze Truppe eine neue Bleibe suchen. In Frage kommen unter anderem Kawasaki und Yokohoma. Die Daily Yomiuri hat darüber einen Artikel geschrieben. Sehr lesenswert, denn er reflektiert wie Japan mit denen umgeht, deren Name hier nicht genannt werden soll.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Dezember-Stress

Der Dezember kann in Japan ganz schön anstrengend sein, denn im Terminkalender stehen zahlreiche Verpflichtungen:

Boonenkai: Kurz vor Jahresende treffen sich japanische Arbeitnehmer zu ausgelassenen Besäufnissen, die frei übersetzt "Vergiss-das-Jahr-Feiern" heißen. Zwischen 22 und 24 Uhr kann man daher in Tokios Bahnen noch mehr betrunkene salarymen sehen als sonst.

Mein Status: Abgehakt.
Bilanz: 5000 Yen weniger, Unmengen Hähnchenspieße gegessen, literweise Bier getrunken, neue, nicht zitierfähige Erkenntnisse über Mitmenschen gewonnen, unnützer Wissenszuwachs am Rande: Die Inokashira-Linie zeigt die Namen der Haltestellen jetzt auch auf Koreanisch an.

Oosouji: Viele Japaner putzen vor Silvester das ganze Haus, um das neue Jahr in jeder Hinsicht gereinigt zu beginnen.

Mein Status: Abgehakt
Bilanz: Die Küche war ungefähr 10 Minuten strahlend sauber. Dann habe ich Kürbissuppe mit dem Pürierstab bearbeitet...

Nenga Hagaki: Freunde, Familie und Geschäftspartner wollen mit Neujahrskarten bedacht werden. Gerne verschicken Japaner Karten der japanischen Post, auf die eine Lottonummer gedruckt ist.

Mein Status: Abgehakt
Bilanz: Im Gegensatz zum vergangenen Jahr habe ich dieses Mal die Karten auf Japanisch in Kanji geschrieben. Ein weiterer Schritt Richtung Integration ist getan. Wenn Christian Y. Schmidt Chinese werden kann, dann werde ich es auch noch zum Japaner schaffen.

Oseibo: Geschäftspartnern, Lehrern und allen anderen, die einem im abgelaufenen Jahr irgendwie geholfen haben, schickt man Geschenke, die so genannten oseibo. Beliebt sind vor allem Lebensmittel wie Bier, Schinken, Wein, Fisch usw.

Mein Status: Unnötig
Ziel: Meine Schwiegereltern bekommen jedes Jahr haufenweise oseibo, die sie dann zum Teil an uns weitereichen. Hoffe daher auf Bier, Schinken, Wein, Fisch usw.

Shibamata


Gestern hatte der Kaiser Geburtstag und weil den Japanern ihr Kaiser wichtiger ist als das liebe Jesulein, war gestern Feiertag und heute, am 24. Dezember, wird gearbeitet. Da an Kaisers Geburtstag Kaiserwetter herrschte, haben wir den Tag genutzt, um nach Shibamata zu fahren. Der Stadtteil liegt im äußersten Osten Tokios direkt an der Grenze zur Nachbarpräfektur Chiba und wurde mir als "Hardcore Shitamachi" empfohlen. Diesen Ehrentitel verdient es meiner Meinung nach nicht. Shibamata hat aber eine sehr schöne Fußgängerzone, die zum Taishakuten Tempel führt und in der viele Händler japanische Süßigkeiten wie zum Beispiel Dango verkaufen.


Wen kleinere oder größere Krankheiten plagen, putzt die entsprechenden Körperteile der Statue des Taishakuten und schon tritt Linderung ein. Auf diesem Prinzip Hoffnung baut wohl auch das marode japanische Gesundheitssystem auf. Wieso das Mädchen das Gesäß der Statue putzt, weiß ich nicht.


Liebe Statue, mach, dass diese komischen Ohren wieder verschwinden.



Daruma-san, japanischer Glücksbringer



Shibamata ist vor allem bekannt für die Filmreihe "Otoko wa tsuraiyo", die hier seit Ende der sechziger Jahren gedreht wurde. Der Titel heißt übersetzt ungefähr "Männer haben es schwer". Mit 48 Folgen galt Otoko wa tsuraiyo lange Zeit als Filmreihe mit den meisten Fortführungen. Hauptperson ist Tora-san, der jetzt in Bronze gegossen vor dem Bahnhof von Shibamata steht.



Nichts Böses sagen, nichts Böses hören, nichts Böses sehen: Guter Vorsatz für Weihnachten.


Qwepie


Falls mal das Hasenkostüm dreckig wird, ist die nächste Hasenkostüm-Wäscherei nicht weit.


Montag, 22. Dezember 2008

Taro Okamoto



Schluss mit Kyoto. Zurück in die Zukunft. Zurück nach Tokio. Seit Mitte November hängt das Bild "Asu no Shinwa" des japanischen Malers Taro Okamoto im Bahnhof von Shibuya. Das Bild stellt eine atomare Explosion dar und war lange Zeit verschollen. Wie mag wohl ein 5 Meter hohes und 30 Meter langes Bild verloren gehen? (Hast du das Bild vom Okamoto gesehen? Ja, das ist da hinten bei den Umzugskartons mit dem Geschirr und deinen alten Uni-Büchern. Nee, da isses nicht. Ach dann weiß ich es auch nicht...) Seit 2003 ist es jedenfalls wieder da und hat mit Shibuya einen sehr guten Platz erhalten. Shibuya steht für eine ziemlich hirnlose Teenager-Konsumkultur. Die Organiasatoren fanden aber gerade diesen Aspekt spannend und wollen nun mit dem Bild junge Japaner an die Abwürfe der Atombombe erinnern. Auf jeden Fall sehen das Bild im Bahnhof von Shibuya mehr Menschen als in irgendeinem Museum.

Freitag, 19. Dezember 2008

Arashiyama


Arashiyama liegt ungefähr 20 Minuten außerhalb von Kyoto. Einmal im Jahr strahlt die Stadt Brücken, Berge und Bambuswälder mit Scheinwerfern an. Das Ganze nennt sich dann Hanatoro.




Gion und Geishas


Einmal im Jahr, am 13. Dezember, statten Kyotos Geishas ihren Arbeitgebern einen offiziellen Besuch ab. Wir haben das Ereignis zufällig miterlebt. Vor einem der exklusivsten Teehäuser der Stadt hatte sich bereits eine Hundertschaft älterer japanischer Männer versammelt, behangen mit riesigen Kameras und nervös tuschelnd. Als die Geishas dann endlich heraustippelten, beugte sich die gesamte Hobbyfotografen-Schar nach vorne, Gehhilfen knarrten, Zahnprothesen knirschten, Kameras klickten. Nach rund 20 Sekunden war der Spaß vorbei, weil die jungen Damen schleunigst in Taxis gesprungen waren. Angeblich erkennt man am Taxisprung die echten Geishas. Die jungen Damen, die entspannt in Geishakleidung durch Kyoto spazieren, sind dagegen wohl eher normale japanische Frauen, die von einem der vielen Kostümverleiher ausstaffiert und geschminkt wurden, um sich für einen Tag als Geisha zu fühlen.




Gion, Kyotos Geisha-Viertel

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Kyotos Innenstadt


Kyotos Fernsehturm


Hinter dieser unscheinbaren Fassade verbirgt sich eines der exklusivsten Hotels der Welt: das Tawaraya Ryokan. Die Übernachtung im Tawaraya hätte leider unser Reisebudget gesprengt.


Kyotos Lebensmittelmarkt: der Nishiki


Nishiki


Jemös


Kyoto hat einen speziellen Tempel-TV-Sender. Hier erklärt der Günther Jauch des Senders gerade die Vorteile eines Kassen-Brillengestells und die Gründe für seine exorbitanten Friseurrechnungen.


Tanuki mit Sonnenbrille

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Kyotos Westen


Kinkaku-ji




Japans bekanntester Zen-Garten im Ryoan-ji. Mein Vater, der einst unseren gesamten Garten mit Steinplatten pflastern ließ, ist vermutlich ein Anhänger dieser Gartenbauphilosophie.


Besucher genießen die Sonnenstrahlen im Zen-Garten.


Koto-in: Untertempel des Daitoku-ji und erbaut von Hosokawa Tadaoki.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Kyoto

Ich war drei Tage in Kyoto. Sehr schön und sehr entspannt, weil die Hauptsaison vorbei ist.


Kiyomizu-dera


Shirakawaminamidori


Spaziergang durch den Daitoku-ji


Nijo-jo


Freitag, 12. Dezember 2008

Tempuradampfer

Ausflugsschiffe im Stadtteil Asakusa

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Tetchan

Tetchan grübelt in der Abenddämmerung: Wer bin ich? Wozu ist das alles gut? Existiert Gott? Und wann gibt´s endlich was zu fressen?
Tetchan wird quengelig: Wenn dieser Typ nicht bald aufhört Fotos zu machen, vergesse ich meine gute Erziehung.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Elitesöhnchen versteht Kanji nicht

Ministerpräsident Aso wird wohl nicht mehr allzu lange im Amt bleiben. In Japan ist das keine gewagte Vorhersage. Die Ministerpräsidenten wechseln hier schneller als die Trainer von Borussia Mönchengladbach. Asos Popularität ist denn auch schon im freien Fall. Erst im September von Parteifreunden hinter verschlossenen Türen ins Amt gehievt, kam er im November noch auf 40 Prozent Unterstützung. Anfang Dezember waren dagegen nur noch 20 Prozent der Japaner mit seiner Arbeit zufrieden. Übel nehmen ihm die Wähler vor allem seine unklare und zögerliche Haltung in Wirtschaftsfragen.
Aso macht aber nicht nur einen auf Merkel, sondern er hat es zusätzlich geschafft, mit einigen Peinlichkeiten Stimmen einzubüßen. Im November beispielsweise scheiterte Aso mehmals bei dem Versuch, nicht allzu exotische japanische Schriftzeichen auszusprechen, die ihm seine Mitarbeiter ins Redemanuskript geschrieben hatten. Japans Zeitungen nennen Aso seither einen KY Premierminister. KY steht normalweise für kuuki yomenai, was so viel bedeutet wie ein Premier, der die aktuelle Stimmungslage nicht lesen kann. Im Fall von Aso steht KY jetzt für kanji yomenai, also ein Premier, der japanische Schriftzeichen nicht lesen kann. Ich habe die ganzen Episoden mit einiger Erleichterung verfolgt. Wenn schon der Premier handelsübliche Kanji nicht kennt, dann muss ich wohl auch nicht verzweifeln, wenn ich mal wieder ein Schriftzeichen vergessen habe.
Davon abgesehen war mir Aso allerdings von Anfang unsympathisch. Das lag vor allem an seinem arroganten Grinsen, das er sich als Kind einer stinkreichen Politikerdynastie vermutlich schon früh auf irgendwelchen Eliteschulen angewöhnt hat. Naja, wahrscheinlich werde ich das Grinsen bald nicht mehr sehen müssen. Dann darf der nächste Premier sein Glück versuchen.

Mehr Fuji-san



Montag, 8. Dezember 2008

Samstag, 6. Dezember 2008

Senso-ji

Pagode des Senso-ji im Stadtteil Asakusa