Donnerstag, 12. Februar 2009

Buddhistische Würstchen und preußische Kirchen

Chinesische Reisegruppe in Qingdao

Während der Woche in Peking war die Luft unglaublich schlecht. Wir hatten die ganze Zeit das Gefühl, eine zähflüssige Masse einzuatmen. Zusammen mit der Hitze hat das sehr viel Kraft gekostet und wir waren froh als wir in Qingdao endlich wieder richtig durchatmen konnten. Qingdao liegt am gelben Meer und ist eine wohlhabende Küstenstadt mit schönen Stränden, Porsche-Händler und europäischen Designer-Geschäften. Zwischen 1897 und 1914 war Qingdao deutsches “Schutzgebiet”. Aus dieser Zeit sind noch einige Gebäude erhalten - etwa die Kirche. Als wir dort ankamen, posierten gerade chinesische Brautpaare in Smoking und weißem Brautkleid für das Hochzeitsfoto.

Nachtzug Peking - Qingdao

Unser Hotel in Qingdao bot ein internationales Frühstück. Neben Brötchen gab es Würstchen, Spiegelei, Sushi und jede Menge chinesische Gerichte. Ich hatte mich für die typisch chinesische Reissuppe und zwei Dampfknödel mit Fleischfüllung entschieden, da sah ich neben mir einen buddhistischen Mönch mit Glatze und Umhang, der sich ein Würstchen nach dem anderen in den Mund schob. Das brachte mich etwas ins Grübeln: Wie kann sich ein buddhistischer Mönch ein 4-Sterne-Hotel leisten? Und wollte Buddha, als es in der Abgeschiedenheit zur Erleuchtung gelangte, dass sich seine Glaubensbrüder eines Tages am internationalen Frühstücksbuffet haufenweise Würstchen reinpfeifen? Nachdem ich mit diesen ur-theologischen Fragen kein Stück weitergekommen war, sah ich Sanae an, die gerade die Papierverpackung von ihrer Dampfnudel abknibbelte. Zu spät! Ich hatte bereits gedankenverloren meine beiden Dampfnudeln mitsamt der Papierverpackung aufgegessen. Angesichts der Lebensmittelskandale, die in China zurzeit aufgedeckt werden, könnte die Verpackung aber eine der gesündesten Zutaten gewesen sein, die ich während der Tage in China gegessen habe.


Händler mit ihrem "Handgepäck" im Hafen von Qingdao

Am Abend des zweiten Tages sind wir zum Hafen gefahren, um mit der Fähre nach Korea überzusetzen. Im Hafengebäude warteten schon Dutzende Händler mit unzähligen riesigen Pappkartons, die sie als “Handgepäck” mitnahmen, um den Inhalt in Korea teuer zu verkaufen. Die Überfahrt war sehr angenehm. Der Sturm vom Vortag war vorbei und die See wieder glatt. Im Restaurant haben wir gebratenes Rindfleisch und Kimchi gegessen - zwei Gerichte, die in den kommenden Tagen noch öfter auf unseren Tellern landen sollten. Danach haben wir uns ein wenig an den chinesischen TV-Sendern erfreut, die wie jeden Tag während unseres China-Aufenthaltes, irgendwelche schrägen Kungfu-Filme zeigten. Am nächsten Morgen waren wir in Korea.

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