Dienstag, 10. Februar 2009

Kölsche Chinesen, Hammel und Soljanka

Eisenbahnromantik in Sibirien

Moskau fand ich rückblickend deutlich entspannter als ich das vorher gedacht hatte. Unsicher habe ich mich nie gefühlt. Nur eine Situation war etwas merkwürdig. Vor dem russischen Kriegsdenkmal wurden wir von einem Polizisten angehalten. Jefgeni hat die Sache für uns geklärt. Angeblich suchte der Polizist nach illegalen Chinesen. Angesehen hat er sich aber nur meinen Pass. Den Pass von Sanae hat er keines Blickes gewürdigt. Offenbar sehe ich chinesischen Immigranten ähnlicher als Sanae.

Am Jaroslawer Bahnhof ging dann alles glatt. Ich hatte vorher befürchtet, der Bahnhof sei riesig und wir würden verzweifelt nach dem Gleis suchen. Es gab aber nur 5 Bahnsteige und einen Kiosk. Der Name “Peking” war selbst in kyrillischen Schriftzeichen gut zu entziffern und so konnten wir dann problemlos in die Transmongolische Eisenbahn einsteigen. Unser erster Eindruck war sehr positiv. Das Abteil war geräumig und sauber, die Betten bequem und der chinesische Zugbegleiter (der mir überhaupt ähnlich sah) brachte sofort Bettbezüge und heißes Wasser für Tee. Der positive Eindruck hat uns die gesamten 6 Tage begleitet.

Kohle für die Heizung

Abends haben wir immer im Speisewagen gegessen. In jedem Land wurde ein neuer Speisewagen angehängt, so dass die Fahrt auch eine Tour durch die Küchen dreier Länder war. Das Essen im russischen Speisewagen war zwar sehr fettig, aber durchaus lecker. Neben der unvermeidlichen Soljanka gab es Schnitzel und Lachs. Allerdings hatten sich die Russen bei ihrem Speisewagen offenbar den Innenarchitekten gespart. Alles war aus Plastik: die Wände, die Tische, die Stühle, die Tischdecke. Dafür waren die Kellnerinnen russisch herzlich. Es gab acht Tische und drei Kellnerinnen, die gemeinsam mit der Köchin die “Diningcar-Brigade” bildeten. Da nur wenige Gäste in den für russische Verhältnisse teuren Speisewagen kamen, saß die “Diningcar-Brigade” meist gelangweilt über vier Tische verteilt rum und las. Unsere Besuche waren daher eine willkommene Abwechslung. Wir haben vom ersten Tag an versucht, ein wenig Russisch zu sprechen, nichts Besonderes, nur “Danke”, “Bitte” usw. Das hat aber großen Eindruck hinterlassen - und sich eines Abends ausgezahlt: Wegen der ständigen Zeitverschiebung waren wir erst recht spät in den Speisewagen gegangen. Nach dem Essen wollten wir noch einen Wodka trinken, die Kellnerinnen wollten aber ins Bett. Dank unserer guten deutsch-russischen Beziehungen konnte ein Kompromiss gefunden werden: Wir bekamen unseren Wodka, während die Kellnerinnen in riesigen Nachthemden, bewaffnet mit Zahnbürsten und Kulturtaschen, um uns herum wuselten, um sich “bettfertig” zu machen.

Einkaufszentrum auf Sibirsch

Der mongolische Speisewagen glänzte durch seine Innenausstattung. Wände, Tische und Stühle waren mit Holzschnitzereien verziert und an den Wänden hingen Pfeil und Bogen sowie Musikinstrumente aus Holz. Die Bedienung sprach sehr gut Englisch, akzeptierte Dollar und freute sich, dass wir mongolisches Bier probieren wollten. Zu Essen gab es Hammel mit eingelegtem Gemüse. Sehr gut. Und draußen zog die Wüste Gobi vorbei. Sehr schön. Der chinesische Speisewagen war eine Enttäuschung. Alle Reiseführer hatten ihn zum Besten auf der Fahrt gekürt. Wir fanden ihn den Schlechtesten. Der Wagen war hässlich und das Personal unfreundlich. Zudem war das Essen schlecht - und es sollte noch ein Nachspiel haben.


Schnee im Ural

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