Dienstag, 3. Februar 2009
Ja-Sagen zu Koreanern
Wir waren am Wochenende streng genommen nicht auf einer Hochzeit, sondern nur auf einer Feier, denn das Paar hatte sich schon im Dezember das Ja-Wort gegeben. Weil der Bräutigam aus Korea kommt, fand diese offizielle Hochzeit in Seoul statt und auf der Feier in Tokio wurde ein kurzes Video über die Zeremonie in Korea gezeigt. Dem Video nach zu urteilen, war die Hochzeit in zwei Teile gegliedert: Auf den westlichen Part folgten traditionelle koreanische Zeremonien. Der westliche Teil bestand aus dem üblichen Tamtam: weißes Brautkleid, Kirchenbesuch, Kuss - kennt man alles aus "Vier Hochzeiten und ein Todesfall". Anders als Hugh Grant ließ der Bräutigam im realexistierenden Korea aber abschließend einige recht anstrengende Rituale über sich ergehen. Zunächst musste er die Braut auf Händen tragen, in die Hocke gehen und seine Auserwählte dann hochstemmen. Das Ganze hatte er drei Mal zu wiederholen. Nachdem er das ohne Leistenbruch erledigt hatte, musste er sich vor seinen Eltern niederknien und mit der Stirn den Boden berühren. Das Gleiche nochmal vor den Eltern der Braut.
Anschließend wurde das Hochzeitspaar in grellbunte traditionelle koreanische Gewänder gekleidet und der Braut drei rote Punkte ins Gesicht gemalt. Daraufhin folgten unzählige Rituale, die ich nicht alle mitbekommen habe, weil ich während des Videos unbedingt den leckeren Fisch essen wollte, der gerade serviert wurde. Hin und wieder ist meine Lust auf gutes Essen leider größer als mein Interesse an fremden Kulturen. Ich erinnere mich aber daran, dass die koreanische Mutter des Bräutigams Kastanien geworfen hat und das Paar die Kastanien fangen musste. Von der Zahl der gefangenen Kastanien soll wohl darauf geschlossen werden, wie viele Kinder die frisch Getrauten erwarten dürfen. In einem anderen Ritual steckte der Bräutigam seiner Frau eine Süßigkeit halb in den Mund, küsste sie dann und biss dabei die andere Hälfte ab.
Auf das Video über die Hochzeit in Korea folgte eine Videogrußbotschaft. Zu sehen war ein älterer Herr, der uns als Professor einer berühmten Universität in Seoul vorgestellt wurde. Über das Hochzeitpaar verlor der Professor nur wenige Worte. Stattdessen analysierte er ausführlich die Eltern der Bräutigams. Die hätten ihrem Sohn ein Leben in Saus und Braus ermöglicht und ihn auf sehr gute Schulen und Universitäten geschickt. Ich nehme an, dass so eine Schwiegereltern-Lobhudelei zu einer koreanischen Hochzeit einfach dazu gehört.
Der schönste Moment für mich war ein kurzes Gespräch mit dem Vater der Braut. Der ist Japaner und kam nach japanischer Sitte an unseren Tisch, um sich für unseren Besuch zu bedanken. Mit hochrotem Kopf und nicht mehr ganz klarer Aussprache erklärte er uns sein Dilemma: Ständig müsse er der koreanischen Mutter seines Schwiegersohns Bier und Wein einschenken und dann gemeinsam das Glas auf Ex leertrinken. "Deshalb bin ich jetzt in so einen Zustand geraten", klagte der Gute, lachte und schwankte leicht vor sich hin. Er hatte es aber auch schwer: Zum einen vertragen Koreaner viel mehr Alkohol als Japaner. Zum anderen war seine Tischnachbarin Besitzerin eines Schnapsladens.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen