Die Wanderung auf den Jinbasan beginnt mit einer Busfahrt. Langsam kriecht der Bus über die schmale Straße den Berg hoch, vorbei an Onsen, Fischfarmen und klaren Flüssen. Wir sind spät aufgestanden und deshalb fast alleine im Bus. Nur zwei ältere Einheimische sitzen ein paar Reihen vor uns und sehen und hin und wieder besorgt an. „Wollen die um die Uhrzeit wirklich noch auf den Jinbasan?“ scheinen ihre Blicke zu fragen. Wir wollen. Schließlich sind wir eine Stunde mit der S-Bahn raus nach Takao gefahren und die Fahrt soll nicht umsonst gewesen sein. Der Bus hält in Jinba Kogen-shita. Endstation. Ein Dutzend Wanderer steht an der Haltestelle. Sie sind schon wieder zurück vom Jinbasan und fahren nach Tokio. Wir hätten wirklich früher aufstehen sollen. Wir fragen den Busfahrer nach dem Weg: „Die Straße hoch und dann in den Shin-Hiking-Course einbiegen.“
Der Shin-Hinking-Course ist ein kleiner Trampelpfad. Steil verläuft er schnurstracks bergauf durch einen dichten Wald. In Europa hätte man sich für Serpentinen entschieden, aber Japaner bevorzugen offenbar den direkten Weg. Ich bin viel zu warm angezogen und schon nach einer halben Stunde nass geschwitzt. Hin und wieder kommen uns Wanderer entgegen und sehen uns überrascht an. Ja ja, wir sind zu spät aufgestanden. Gleich geht die Sonne unter. Deswegen wandern wir jetzt im Laufschritt. Nach einer Stunde wird es etwas flacher. Wir haben die Hochebene erreicht. Wenig später stehen wir auf dem Gipfel. An schönen Tagen kann man von hier den Fujisan und die umliegenden Berge sehen. Heute sehe ich nur Wolken und eine kontroverse Pferdestatue.
Ich war selten von einer so kurzen und wenig anspruchsvollen Wanderung durchs Mittelgebirge so erschöpft. Eine Hütte ist noch geöffnet. Wir sprechen den Besitzer an. Der dreht sich überrascht um. Er hatte wohl keine Gäste mehr erwartet. Er serviert eine heiße Misosuppe mit Möhren, Kartoffeln und Berggemüse, eine Kenchinjiru. Langsam komme ich wieder zu Kräften.
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