Am ersten Abend in Peking war ich müde und hatte keinen Hunger. In der Nacht bekam ich dann Magenprobleme, die auch am nächsten Tag anhielten. Weil ich so schnell wie möglich wieder auf den Beinen sein wollte, entschied ich mich für einen Krankenhausbesuch. Das Krankenhaus war nur ein paar hundert Meter entfernt von unserem Hotel und zählte zu den besten in Peking. Mit internationalen Standards konnte es jedenfalls locker mithalten.
Nachdem ich am Empfang in englischer Sprache meine Probleme beschrieben hatte, sagte die Krankenschwester, es sei gerade Saison - was sie damit meinte, weiß ich nicht. Jedenfalls wollte sie gerne eine Probe von äh, von äh, nun kam sie etwas in Stottern, dann strahlte sie mich glückstrunken an: pooh! We need your pooh. Your pooh! Das wiederholte sie immer wieder und immer eindringlicher. Gott sei dank kam die Ärztin. Ich erzählte die ganze Geschichte von vorne und die Ärztin schrieb alles genau in ein kleines Heft, das aussah wie die Schreibhefte in der Grundschule. Nach der Untersuchung habe ich das Heft überreicht bekommen und bin daher nun stolzer Besitzer einer chinesischen Krankenakte.
Zuvor wurde noch mein Blut untersucht. Die Ergebnisse lagen nach zehn Minuten vor, was mich sehr beeindruckt hat. Die Ärztin war ihrerseits sehr von meiner riesigen Menge an mitgebrachten deutschen Medikamenten beeindruckt und nannte mich ein “Little Hospital”. Die Blutwerte zeigten, dass ich eine bakterielle Infektion hatte, die ich mir sicherlich im chinesischen Speisewagen eingefangen habe. Zumindest war es nichts Schlimmes. Die Krankenschwester wollte jetzt auch kein pooh mehr, sondern umgerechnet 15 Euro, was ich für die Untersuchung recht günstig fand. Dennoch empfahl sie mir, künftig in ein billigeres Krankenhaus zu gehen. Das habe ich mir aber gespart, weil das Antibiotikum schon am nächsten Tag seine Arbeit vollbracht hatte und es mir deutlich besser ging.
Taxifahren macht in Peking großen Spaß - vorausgesetzt man hat mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Die Taxifahrer fahren nicht wirklich schnell, stoßen aber gnadenlos in jede sich bietende Lücke und hupen alle 20 Sekunden völlig grundlos, dafür jedoch umso leidenschaftlicher. Radfahrer und Fußgänger werden komplett ignoriert. Unzählige Male dachte ich, dass es jetzt um den Radfahrer vor uns geschehen sei. Irgendwie sind sich dann aber alle in letzter Sekunde aus dem Weg gegangen. Das Ganze ist wohl ein reibungslos funktionierendes Chaos.
Auch sonst haben es Chinesen anscheinend immer eilig. In großen Menschenmassen drängeln alle ständig vor - selbst alte Chinesen. In einem Moment schlurfen sie noch gebrechlich über die Straße. Doch kaum sind sie in der Schlange angekommen, rammen sie einem den knochigen Ellbogen in die Rippen und huschen wieselflink in die frei werdenden 20 Zentimeter. Am Bahnhof von Peking musste ich ungefähr zehn Sekunden in der Tasche nach meinem Ticket suchen. Daher konnten die rund 100 Chinesen hinter mir nicht durch die Ticketkontrolle. Nach drei Sekunden wurden aus der Menge die ersten Verwünschungen laut, obwohl der Zug erst eine halbe Stunde später abfuhr. Ansonsten waren die Chinesen aber unheimlich freundlich, haben uns ständig fröhlich angelächelt und uns sehr höflich behandelt.
Vor den Gebetsräumen konnte man Räucherstäbchen anzünden, während des Betens kurz schwenken und dann in eine Tonne werfen. Eine Chinesin war mit diesem Ritual offenbar nicht sehr vertraut. Nachdem sie die Räucherstäbchen angezündet hatte gerieten die heftig in Brand. Nun stand die Gute da, mit einem Bündel brennender Stäbchen, schüttelte das Ganze wie wild, wodurch das Feuer noch größer wurde und rannte dann voller Panik und in letzter Sekunde zur Metalltonne, um sich der Feuersbrunst zu entledigen. Vermutlich wird sie das auf dem nächsten Parteitag der Kommunisten als Beispiel anbringen, wie gefährlich Religion sein kann.
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