Montag, 19. Januar 2009

Atami


Tsunami, Touristenschwemme, Niedergang - die Küstenstadt Atami hat schon viel mitgemacht. Nach dem großen Kanto-Erdbeben von 1923 überschwemmte ein gewaltiger Tsunami die Stadt und riss rund 300 Einwohner in den Tod. Anschließend berappelte sich Atami wieder und wurde bei den Tokiotern als Ziel für Hochzeitsreisen beliebt. Die jungen Paare schätzten neben Strand, Meer und guten Fischgerichten vor allem die Onsen von Atami. Nach und nach lockten die Reize Atamis immer mehr Einwohner von Tokio in die Küstenstadt. Die Wochenendtouristen stiegen in das salzig schmeckende Onsenwasser, bummelten abends am Strand, hörten Schlager in den Hotelbars und genossen den Wohlstand der japanischen Wirtschaftswunderjahre.

In den achtziger und neunziger Jahren war der Boom dann vorbei. Die Japaner flogen lieber nach Hawaii und Venedig oder vergnügten sich in Disneyland, statt sich in den riesigen Hotelburgen einzuquartieren, mit denen Atami mittlerweile zubetoniert war. Seit einigen Jahren scheint die Stadt aber auch diese Krise langsam zu überwinden.

Wer heute mit dem Zug die gut anderthalb Stunden von Tokio raus nach Atami fährt, findet sich in einer merkwürdigen Atmosphäre wieder: Moderne, elegante Appartementhäuser stehen neben heruntergekommenen Betonklötzen, Im Hafen liegen teure Yachten, während Geschäfte ein paar hundert Meter entfernt Kleider und Hemden anbieten, die vermutlich nicht mal die ältesten Landeier Japans überziehen wollen.





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