Mittwoch, 14. Januar 2009

Mein Blick aus dem Fenster

Shane von der Nihon Sun hatte vor kurzem Englisch sprechende Japan-Blogger gebeten, den Blick aus ihren Fenstern zu fotografieren, um das "wahre Japan" zu zeigen. Leider habe ich weder eine Nikon D90 noch einen atemberaubenden Blick auf Shibuya, Shinjuku oder den Fujisan, aber ich fand die Idee gut. Hier also mein "wahres Japan".


Blick nach Südwesten: Das "Gender Equality Promotion Center" des Stadtbezirks. Auf der anderen Straßenseite, leider nicht im Bild, ist eine Grundschule. Deren Orchester hat im Sommer monatelang morgens um 7 Uhr die Titelmusik von Indiana Jones geprobt. Zeitweise hatte ich damals den dringenden Wunsch, mich in den Probesaal zu schwingen und die Peitsche knallen zu lassen, aber seitdem sie nicht mehr proben, fehlt mir die musikalische Untermalung ein wenig. Schließlich hat sie meinem allmorgendlichen Kampf gegen Müdigkeit und Schwerkraft etwas Heroisches verliehen.



Blick nach Südosten: Auf der rechten Straßenseite steht eine evangelische Kirche. Reingegangen bin ich noch nicht. Dafür war ich im Dezember in der deutschen evangelischen Kirche in Gotanda, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen. Plötzlich so viele Deutsche auf einem Haufen zu sehen, war uns allerdings nicht geheuer und wir sind nach einem Glühwein wieder gegangen. Aufgefallen ist mir damals mal wieder wie unterschiedlich deutsche und japanische Kinder sind: . Die deutschen Kinder hatten ihre Sonntagsklamotten komplett mit Senf und Bratwurst bedeckt, Väter versuchten ihre Blagen von den Bäumen herunterzuholen, Mütter suchten verzweifelt nach ihrem Nachwuchs. Von japanischen Kindern habe ich so ein Chaos noch nicht gesehen. Was mir sympathischer ist, weiß ich nicht.



Blick nach Süden: Wir haben das Glück, dass wir mitten in Tokio immerhin auf ein kleines Stück Grün sehen können. Das Grundstück ist vermutlich ein Vermögen wert und der Besitzer hat meinen vollen Respekt dafür, dass er dieses Gestrüpp einem dicken Bankkonto vorzieht. Wegen des Gartens konnten wir im Sommer hören, wie die Grillen zirpten (oder die Zirpen grillten??).



Neben dem Garten: Die obligatorischen Getränkeautomaten, die in Japan überall stehen. Sie sehen nicht schön aus und spielen völlig unvermittelt nervenaufreibende Musikstücke, aber sie sind ungemein praktisch. Im heißen Sommer kann man sich kühlen Eistee ziehen, im Winter gibt es zudem heißen Kaffee und Tee.


Blick nach Norden: Das Wohnhaus auf der linken Seite, das sich so harmonisch in die Landschaft schmiegt, ist vor einigen Monaten fertiggestellt worden. Rund drei Kilometer weiter wird gerade ein weiteres Hochhaus in der exakt gleichen Architektur gebaut. In Japan gehen rund 80 Prozent des Baubudgets für den Kauf des Grundstücks drauf. Da bleibt manchmal nicht mehr viel Geld für den Architekten.

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