Dicke Männer in Unterhosen haben mich bislang nicht sonderlich interessiert. In Deutschland habe ich mir selbst an verregneten, langweiligen Sonntagen die Sumo-Übertragungen auf Eurosport maximal ein paar Minuten angesehen und dann in die zweihundertste Wiederholung von „Vier Fäuste gegen Rio“ reingezappt. Aber jetzt wohne ich in Japan und da dachte ich: Einmal muss sein. Also bin ich Anfang Dezember früh morgens in den Stadtteil Ryogoku gefahren, habe mich in eine kompliziert organisierte, disziplinierte Warteschlange eingereiht und die zwei billigsten Tickets für das erste große Turnier des Jahres gekauft. Der Wettkampf, der so genannte Hatsu-Basho, läuft seit knapp zwei Wochen und meine Tickets gelten für den kommenden Sonntag, den letzten und hoffentlich spannendsten Tag. Bei Sumo-Wettkämpfen ringen alle Teilnehmer gegeneinander und wer nach zwei Wochen die meisten Siege auf dem Konto hat, gewinnt. Es kann also sein, dass schon alles entschieden ist, wenn ich am Sonntag an den Ring steige.
Damit ich dann nicht wie der Ochs vorm Fleischberg stehe, habe ich mir zumindest mal einige grundlegende Informationen angelesen: Sumo-Ringkämpfe werden in Japan bereits seit 1.500 Jahren ausgetragen. Zunächst war Sumo kein Sport, sondern ein Ritual zu Ehren der Götter. Dieser Ursprung zeigt sich heute noch in den vielen wichtigen Zeremonien und festgelegten Handlungen vor und nach einem Kampf. Ab dem achten Jahrhundert wurden Sumo-Kämpfe als jährliches „Sportereignis“ im Kaiserpalast ausgetragen, professionelle Ringkämpfer gibt es seit der Edo-Zeit, in der auch der japanische Sumo-Verband gegründet wurde. Die grundlegenden Regeln sind einfach: Verloren hat, wer aus dem Ring gedrängt wird oder mit einem anderen Körperteil als den Füßen den Boden berührt.
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